Die Brustrekonstruktion zählt zur Therapie bei Brustkrebs. Die gängigen Verfahren der Brustrekonstruktion werden deshalb in vollem Umfang von der gesetzlichen wie auch privaten Krankenkasse übernommen. Es gibt zwei Zeitpunkte, wann eine Brustrekonstruktion durchgeführt werden kann, entweder während des chirurgischen Eingriffs der Entfernung der Tumors bzw. der Mastektomie oder danach.
Laut „Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms“ hat eine Brustrekonstruktion keinerlei Einfluss auf den weiteren Krankheitsverlauf. Auch der Zeitpunkt soll vom allgemeinen Gesundheitszustand der Patientin abhängen, wobei insbesondere ihre seelische Verfassung von besonderem Belang ist. Frauen, die sich gegen eine Rekonstruktion entscheiden bzw. Patientinnen, bei denen keine Brustrekonstruktion möglich ist, können sich an eine Selbsthilfeorganisation wenden und dort weitere Informationen erhalten. Eine mögliche Anlaufstelle ist z. B. das BRCA-Netzwerk e. V.
Die Sofortrekonstruktion, auch primäre Rekonstruktion oder einzeitiges Verfahren, erfolgt in Kombination mit dem chirurgischen Eingriff. Die S3-Leitlinie weist darauf hin, dass insbesondere die Wünsche der Patientin bei der Planung der Therapie Vorrang haben. Für viele Frauen ist eine gleichzeitige Rekonstruktion bei einer Mastektomie oder Amputation weniger psychisch belastend. Allerdings spielen weitere Faktoren wie die Größe der Brust, das Vorhandensein von Eigengewebe nach der Operation sowie eine geplante Strahlentherapie eine zusätzliche Rolle.
Ist nach einer Operation eine Strahlentherapie notwendig, empfiehlt die S3-Leitlinie den Einsatz von Expandern oder Implantaten. Diese fungieren als eine Art Platzhalter während der Strahlentherapie. Wenn sich das Gewebe während der Bestrahlung noch verändert, kann dann im Nachgang die optimale Rekonstruktionstechnik geplant werden.
Eine Mastektomie ist ein weitreichender körperlicher Eingriff. Weil das Brust- sowie das Bindegewebe vollständig entfernt werden, ist solch eine chirurgische Operation eine hohe körperliche Belastung. Viele Patientinnen entscheiden sich deshalb für eine Sekundärrekonstruktion bzw. das zweizeitige Verfahren.
Der Vorteil besteht darin, dass sich die Patientin nach der Operation erst vollständig erholen kann, um im Anschluss krebsfrei über die Möglichkeiten und Varianten des Brustaufbaus nachdenken zu können. Für einige Frauen erweist sich diese Wahl allerdings als zusätzliche Bürde. Denn nicht selten fühlen sich Frauen nach einer Mastektomie nicht länger als „ganze“ Frau, weil die Brust offen sichtbar fehlt.
Beeinflussen keine weiteren Therapiemaßnahmen wie eine Bestrahlung die Wahl des Zeitpunkts der Brustrekonstruktion, liegt die Entscheidung einzig und allein bei der Patientin selbst. Sie soll vor der Operation vollumfänglich über die Vor- und Nachteile beider Varianten aufgeklärt werden. Auch die Möglichkeit des Verzichts einer rekonstruktiven Maßnahme soll im Arzt-Patientengespräch Erwähnung finden.
Sabrina Mandel